Kunstphilosophische Grundsätze und Reflexionen

„Wahre Kunst ist Liebe. Sie ist unmittelbarer Ausdruck der menschlichen Seele. Sie entsteht aus einer geistigen Liebe zur Welt. Sie will alle Menschen, die gesamte Schöpfung umfassen!“ (W. Lepanto). Und in der Tat - betrachtet man die Bilder Lepantos - spürt man, dass die Seele des Künstlers gänzlich in seine Landschaften übergegangen ist. Die Atmosphäre seiner Bilder schenkt uns Ruhe, die Erde strahlt Wärme aus, seine dunkelgrünen Zypressen und Bäume verkörpern Grazie und Wehmut. Man sieht die Wälder, die Horizonte, die bewegten Himmel und fühlt Leben.
Lepanto sieht seine Kunst als Ausdruck eines neuen Lebensgefühls, als Ausdruck des ökologischen Bewusstseins, das mit der Studentenbewegung 1968 und der Friedensbewegung Mitte 1970er/Anfang 1980er Jahre begann und heute alle Bereiche des Lebens erfasst hat. In seinem 44-seitigen Manifest unter dem Titel: „Kunst für den Menschen oder für eine Ökologische Kunst“ (Hochschulverlag 1983) stellt er - infolge einer Auseinandersetzung mit den Theorien Wassily Kandinskys, Piet Mondrians und Kasimir Malewitsch´s – sieben Kernforderungen für eine Erneuerung der Kunst im ökologischen Sinne vor. Die fünfte Forderung beispielsweise lautet: „Wir wollen eine Kunst in ihrer ökologischen Bedeutung und nicht in ästhetischer und willkürlicher...“ oder die sechste: „Wir wollen eine Kunst in ihrer ökologischen Bedeutung!“ oder etwa die siebte: „ Wir wollen eine Kunst als Befreiung und Transzendenz!“. Und Lepanto erklärt auch, was er unter jeder dieser Forderungen versteht.
Es geht ihm also nicht darum, „irgendwelche Gefühlsausbrüche auf die Leinwand zu übertragen, um sich zu erleichtern oder sich in den Vordergrund zu spielen, sondern um eine neue Auffassung von Kunst und Leben“.
„Unser Planet und wir selbst“, sagt Lepanto, „befinden uns in einer bedrohlichen Situation, dies macht dringend erforderlich, dass wir mit Menschenverstand, Ahnung, Phantasie, Instinkt und Liebe neue Kunstformen entwickeln müssen, die zu einem besseren Verständnis der Menschen, zu höherem Bewusstsein führen.“
In den übersichtlichen Formen und erdgebundenen Farben Lepantos artikuliert sich denn auch ein bewusstes Umweltverständnis, das auf Einverständnis des Menschen mit der Natur beruht und ihre Gemeinschaft wiederspiegelt. Die Ordnung, Klarheit und Harmonie dieser Landschaftsbilder, die aus der Schönheit der Farbe, der Proportionen und des Lichtes entspringen, erwachsen aus der Vorstellung des Künstlers von einem ökologischen Weltbild. Kunst, Natur und Ich–Erfahrung kommen in diesen Bildern zusammen.
„Man sieht im Symbolbezug die Landschaft als Lebensweg. In diesem höheren Sinne von Natur vergegenwärtigt der Mensch seine Verantwortung für alles Diesseitige und Umweltliche. Diese Bilder sind eine Art rückgewandte Utopie, die der Gegenwart absichtlich vorgetragen wird. Sie greifen auf Formen der Vergangenheit zurück, in denen der Zusammenhang des Menschen mit seiner Natur unbestritten war, um die heutige Entzweiung des Menschen von seiner Natur zu veranschaulichen.“ (W. Lepanto)
„Kunst in ökologischer Bedeutung“ ist, wie Lepanto sagt, „nicht nur Umwelt- und Naturschutz, sondern sie ist eine generelle, umfassende ethische Stellungnahme zum Leben. Sie legt den Ernst des Lebens, die Schönheit der Natur offen, ist Wiederbegrünung der Erde in einem utopischen Sinn.“ Und er fährt fort: „Ökologische Kunst ist Opposition gegen die Denaturierung, Abstrahierung der Welt, gegen die Zerstückelung und Minimalisierung der Wirklichkeit. Sie drückt eine gewandelte Auffassung gegenüber der Welt aus, gegenüber der Kunst von heute. Sie will zurück zum Gegenstand, zur unverstellten Wirklichkeit, von der wir heute leider nur noch Reste besitzen.“
Im Zentrum LepantoscherKunstphilosophie steht der Begriff „Ökologie“, den er folgendermaßen beschreibt:

„Ökologie ist die Lehre von Oikos. Oikos bedeutet das Haus.
Haus ist ein Raum, in dem alles, was darin ist, in einer Ordnung steht: in einer inneren Ordnung zu sich selbst und zu dem anderen. Aus dieser Ordnung, die absolut ist, entsteht das eben, wächst Leben. Der Himmel, die Sterne. alles zusammen ist Oikos, ein Haus, wo Leben entsteht, Leben waltet.“
Und im Bezug auf das künstlerische Ethos heißt es bei Lepanto:
„Die Aufgabe des heutigen Menschen, des heutigen Künstlers ist:
Dieses Haus (Oikos) so zu schützen, zu bewahren, dass wir darin mit allem Geschaffenen der Schöpfung gemeinsam leben, gemeinsam weiterleben können.“
In seinem Engagement für eine Erneuerung der Kunst verfasste er mehrere Schriften.
(siehe hierzu das Verzeichnis der Veröffentlichungen)